Volksschauspiele waren seit Jahrzehnten kein Thema der Literatur- und Theaterwissenschaft mehr. Anders auch als die ältere Volksstück- und Volksschauspielforschung des 20. Jahrhunderts nimmt dieses Buch sehr unterschiedliche Verständnisweisen von Volksschauspiel und Volksstück synoptisch in den Blick: Bauernstücke und Passionsspiele, patriotisches Nationaltheater und militärisches Propagandastück des späten 18. Jahrhunderts, Legendenspiel, Ritterspektakel und Brauchtumsspiel des 19. Jahrhunderts, aber auch Massenfestspiel, Thingspiel, Agit-Prop- und Arbeitertheater, Antivolksstück und soziales Drama des 20. Jahrhunderts. Das Buch rekonstruiert die Genese des Volksschauspiels vom 18. bis zum 21. Jahrhundert und verortet die unterschiedlichen Formationen in ihren jeweiligen literarischen und theatergeschichtlichen Kontexten. Es gibt Antwort auf die Fragen, ob und inwiefern Volksschauspiel als Idee, Dramengattung oder Behauptung gelten kann. Kommentierte Textbeispiele, die von Johann Gottfried Herder bis Elfriede Jelinek reichen, begleiten die literaturwissenschaftliche und dramenkundliche Studie.
Über den Autor Toni Bernhart
Kristin Eichhorn (PD Dr. phil.) ist Vertretungsprofessorin für Neuere Deutsche Literatur I an der Universität Stuttgart. Sie hat in Kiel Germanistik und Nordistik studiert, zur deutschsprachigen Fabel der Aufklärung promoviert (Die Kunst des moralischen Dichtens. Positionen der aufklärerischen Fabelpoetik im 18. Jahrhundert, Ergon 2013) und in Paderborn habilitiert (Ein Mensch in seinen Gedichten. Johannes R. Becher und die Konzeption modernen Dichtertums im 20. Jahrhundert). Weitere Forschungsschwerpunkte sind die Literatur des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart sowie Trivial- und Unterhaltungsliteratur.