Der Anteil von Mitarbeitern im höheren Erwerbsalter nimmt in
Deutschland und anderen europäischen Ländern zu und wird
weiter zunehmen. Mit den alternden Belegschaften wird eine
Bedrohung des Innovations- und Wachstumspotenzials verbunden,
weil ältere Mitarbeiter als weniger leistungsfähig, kreativ
und aufgeschlossen gegenüber Neuerungen eingeschätzt
werden als ihre jüngeren Kollegen. Die Ergebnisse einer unternehmensübergreifenden
Studie in 20 Unternehmen zeigen,
dass ältere Arbeitnehmer (N=65) nicht weniger kompetent sind
als ihre jüngeren Kollegen (N=492) aus der gleichen Arbeitsgruppe
(N=92 Gruppen). Die älteren Mitarbeiter schätzen sich
sogar kompetenter hinsichtlich ihrer fachlichen Kenntnisse
und ihrer Kreativität ein. Bei der Bewältigung von Optimierungsaufgaben
in Gruppen generieren Ältere nicht weniger
Lösungen als ihre jüngeren Kollegen, sondern zeigen sich
kompetenter in der Problemidentifikation und Problemanalyse.
Lediglich in der Methodenkompetenz verlieren sich Ältere
leichter in Details und Beispielen als ihre jüngeren Kollegen.
Die Untersuchung kann genutzt werden, um die Einstellung
gegenüber älteren Arbeitnehmern in Betrieben positiv zu verändern.
Ältere Erwerbstätige erweisen sich nicht per se als
Risikofaktor. Die Ergebnisse lassen hoffen, dass auch mit älteren
Belegschaften die Anforderungen der Zukunft zu bewältigen
sein werden. Sowohl aus gesamtgesellschaftlicher Sicht
wie aus der Sicht der einzelnen Betriebe gilt es ältere Arbeitnehmer
zu halten und ihre Kompetenz zu nutzen, statt ihr vorzeitiges
Ausscheiden zu forcieren.
Über den Autor Simone Kauffeld
Prof. Dr. Simone Kauffeld ist Professorin für Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie an der TU Braunschweig. In Forschung und Praxis leistet sie Beiträge zu den Themen Kompetenz, Teams, Karriere und Coaching sowie der Gestaltung von Veränderungsprozessen. Prof. Dr. Nils Christian Sauer ist als Professor an der Hochschule in der Akademie der Polizei Hamburg tätig.