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Spielarten des Naiven (eBook)

Kindliche, künstliche und manierierte Erzählweisen in der deutschen Gegenwartsliteratur
Autor: Julia (Hrsg.) Boog-Kaminski
CHF 36.00
ISBN: 978-3-8260-8808-7
Einband: PDF
Verfügbarkeit: Download, sofort verfügbar (Link per E-Mail)
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Im Rahmen des Bachmann-Preis-Wettbewerbs im Jahre 2016 trug Tomer Gardi einen Text vor, der in der Diskussion starke Ablehnung hervorrief. Dabei handelte es sich um einen Auszug aus Gardis zweitem Roman Broken German, der noch im Herbst desselben Jahres erschien. Da Gardi seinen Text in scheinbar fehlerhaftem Deutsch und mit deutlichem Akzent vortrug, herrschte für die Mehrzahl der Juror*innen kein Zweifel, dass man es mit einem zu tun habe, der so schreibt, wie er ist - das heißt: mit einem naiven Künstler. Im Rückblick kann mühelos rekonstruiert werden, dass Gardi die Jury auf mehreren Ebenen an der Nase herumführte. Die Kollision trügerischer Erwartungen berührt eine ganze Reihe an Fragen, welche die Zuschreibung und Verwendung von Naivität in der Gegenwartskultur aufwirft: Wie begegnen Leser*innen einem Text, der scheinbar die Grundvoraussetzungen literarischer Kommunikation verletzt? Gehört Naivität zum Grundinventar subversiven Schreibens, das bestehende Ordnungen in Frage stellt? Gibt es naives Schreiben auch außerhalb fiktiver Maskeraden? Welche kulturellen Paradigmen sind wirksam, wenn naive Konfigurationen in einem Werk aufscheinen? Der vorliegende Band setzt sich mit Texten der Gegenwartsliteratur auseinander, die sowohl aus dem Bereich des interkulturellen wie kindlichen Erzählens, aber auch der Popliteratur und Science Fiction kommen. Die Analyse von Spielarten der Naivität schließt an die kritische Dekonstruktion jeglicher Natürlichkeitsvorstellungen an, die sich in den Postcolonial Studies wie auch den Gender Studies etabliert hat. Gleichzeitig wird nach dem Bestehen >wahrhaftig< naiver Erzählhaltungen gefragt, wie sie vor allem in Bestsellern der Gegenwart spürbar sind, die sich zu moralischen Urteilen aufschwingen. Um diese Fragen zu klären, wird auf eine drei Jahrhunderte währende Begriffsgeschichte geblickt, die »Naivität« als Chiffre für authentisches ebenso wie rückständiges Dasein liest und dabei stets zwischen Rhetorik und Ethik oszilliert.

Autor Boog-Kaminski, Julia (Hrsg.) / Kaminski, Johannes (Hrsg.) / Michaelis-König, Andree (Hrsg.)
Verlag Königshausen & Neumann
Einband PDF
Erscheinungsjahr 2024
Seitenangabe 326 S.
Ausgabekennzeichen Deutsch
Masse 3'839 KB

Über den Autor Julia (Hrsg.) Boog-Kaminski

Dr. Julia Boog-Kaminski arbeitet und forscht am IFK (Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften, Wien) im Bereich Kinder- und Jugendliteratur sowie Literatur und Psychoanalyse.Johannes Kaminski ist SASPRO2-Fellow am Institut für Weltliteratur ander Slowakischen Akademie der Wissenschaften (Bratislava).Andree Michaelis-König ist Privatdozent an der KulturwissenschaftlichenFakultät der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder.

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