Moral, Religion und Politik bilden ein Spannungsverhältnis, das sowohl die europäische Geschichte ¿ gerade in den Anfängen des Liberalismus ¿ als auch die weltweite Gegenwart prägt. Staaten sind immer wieder mit der Frage beschäftigt, wie ein moralisches Staatswesen gelingen könnte. Dass darin der Religion eine wesentliche Rolle zukommt, ist für viele genauso selbstverständlich, wie es für andere ausgeschlossen ist. Doch selbst für die Anhänger einer aktiven Rolle der Religion im Staatswesen bleibt die Frage, ob und wie es der Religion gelingen kann, ein Staatswesen ¿moralisch¿ zu beeinflussen, ohne es nur zu legitimieren und ohne es für ihre Zwecke zu missbrauchen. Die meisten Liberalen sahen (und sehen?) eine Rolle für die Religion im Staatswesen; doch diese ist ganz anders als jene, welche die Kirchen gerne beansprucht hätten. Der Liberalismus sah (und sieht?) den ethischen Werteaufbau, der durch die Religion eingeleitet und aufrechterhalten wird, und kam so zum Schluss, dass eine nicht kirchliche, nicht personalgöttliche Religion wohl dem liberalen Staat nützen könnte. Die Rede ist von Zivilreligion.
Über den Autor Henrique Schneider
Henrique Schneider nasceu em Novo Hamburgo (RS). Advogado e escritor, possui diversos livros publicados. Entre eles, O grito dos mudos (Prêmio Mauricio Rosemblatt de Romance) e Contramão (finalista do Prêmio Jabuti). Pela Dublinense, lançou Respeitável público (finalista do Prêmio Açorianos), a coletânea de contos A vida é breve e passa ao lado e A solidão do amanhã. Setenta foi o vencedor do Prêmio Paraná de Literatura em 2017.