Sein Vater hat sich umgebracht, seine Mutter ist darob kalt geworden. Jetzt wächst "der Bub" bei den Großeltern und der Urgroßmutter Onna Maria auf. Die Letztere wird seine starke Instanz, mit dem einarmigen Großvater Pieder Paul teilt er den Phantomschmerz, in der Suche nach anderen Menschen, denen etwas fehlt, nach Einarmigen und Einbeinigen, nach Prothesen, nach Vätern und Übervätern. Onna Maria spricht wenig, aber bestimmt, Pieder Paul viel, aber nur in Zitaten.
Leo Tuor zeichnet das Heranwachsen des Buben nach in einem ganz gewöhnlichen, katholischen Dorf zu einer Zeit, als Welten und Weltbilder noch geschlossen waren. Und so leicht seine Prosa ist, so wenig glättet sie diese kleine, exemplarische Welt voller Schrullen und Schratten, Enge und Größe, Schabernack und Tiefe. Und fließend fügen sich die Erinnerungen zu einer surselvischen Geschichte anhand von vier Generationen und zu einer Integration des erzählenden Ich in seine genealogia.
Über den Autor Leo Tuor
Leo Tuor ist 1959 in Rabius/Sumvitg geboren. Er hat Philosophie, Geschichte und Literatur in Zürich, Fribourg und Berlin studiert und das Studium als Sekundarlehrer abgeschlossen.Er hat die Triologie Giacumbert Nau (1988, octopus), Onna Maria Tumera (2002, octopus), Settembrini (2006, Ediziuns Romania) veröffentlicht. 1994-2000 hat er zusammen mit Iso Camartin die Gesamtausgabe von Giacun H. Muoth (octopus) kommentiert.Tuor ist Übersetzer von Brecht, Molière, Shakespeare und Cendrars.Leo Tuor hat unter Anderem im Jahr 2007 den Schillerpreis erhalten und im Jahr 2009 den Bündner Literaturpreis.