Seit Ausrufung der Bildungsrepublik durch die Bundeskanzlerin habe sich diese Staatsform prächtig entwickelt, schreibt Konrad Paul Liessmann in seinem Beitrag zum Kursbuch 193 in süffisantem Ton. Aus einer "geistigen Wüste" seien wahrhaft "blühende Landschaften" geworden, deren spezielle Bewohner der Autor in ihrer jeweiligen Eigenart vorstellt: zum Beispiel die Bildungspolitiker, unter deren Händen jede pädagogische Mode sofort zum Reformvorhaben werde, um bloß nicht als Reformverweigerer - das Todesurteil für einen jeden Bildungspolitiker - zu erscheinen. Er nimmt in seiner mit leichter Ironie vorgetragenen Typologie die unverwechselbaren Eigenschaften von Bildungsforschern, -experten, -propheten, -kritikern usw. aufs Korn, um sich am Ende noch mit dem schon aus der Zeit gefallenen Bildungsbürger kurz vor seinem Verschwinden solidarisch zu erklären.
Über den Autor Konrad Paul Liessmann
Konrad Paul Liessmann, geboren 1953 in Villach, ist Professor im Ruhestand am Institut für Philosophie der Universität Wien, Essayist und Kulturpublizist. Neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen erhielt er 2003 den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz im Denken und Handeln, 2010 den Donauland-Sachbuchpreis und 2016 den Paul Watzlawick-Ehrenring. Bei Piper erschien zuletzt »Bildung als Provokation«.